Die Proteste gegen die geplante Schließung der Zentralen Notfallambulanz in Grevenbroich stoßen bei den Grünen auf Verständnis.
„Es gab keinerlei Informationen für die Bürger und die Politik durch Landrat Petrauschke. Das ist kein guter Stil. Gerade harte Entscheidungen müssen transparent und ehrlich kommuniziert werden. Auch die Vorkommnisse um die versuchte Übergabe der Unterschriften von über 27.000 Bürger zum Erhalt der Notaufnahme waren alles andere als stilprägend,“ sagt Peter Gehrmann, Co-Vorsitzender der Grünen in Grevenbroich.
Die Grünen geben jedoch zu bedenken, dass die Krankenhäuser bundesweit unter massivem finanziellem Druck stehen. Das Rheinland-Klinikum bildet hier leider keine Ausnahme. Mitte 2024 konnte es auch dank Grüner Unterstützung im Kreistag nur knapp vor der Insolvenz gerettet werden. Als Gesellschafter tragen die Stadt Neuss und der Rhein-Kreis Neuss mit einer Beteiligung von jeweils 50% die finanziellen Risiken. Der Kreis muss im Haushaltsjahr 2025 16,5 Mio. € zu den laufenden Kosten zu-schießen.
Die Grüne Hauptkritik richtet sich jedoch dagegen, dass die Zentrale Notaufnahme in Grevenbroich geschlossen werden soll, ohne dass der Rettungsdienstbedarfsplan entsprechend angepasst worden ist. „Bei dem zähen und engagierten Ringen um einen Sanierungsplan, stand immer die Aussage „Zug um Zug!“ im Mittelpunkt. Eine Verlegung der Notfallambulanz sollte erst erfolgen, wenn die Notfallversorgung anderweitig sichergestellt ist. Und nun müssen wir feststellen, dass dieses Versprechen nicht eingehalten wurde. Dass dies in der Bevölkerung zu Verunsicherung und Verärgerung führt, ist mehr als verständlich. Hier muß der Kreis schnell Antworten liefern“, meint Dirk Schimanski, Grüner Landratskandidat aus Grevenbroich. Um die Notfallversorgung der Bürger*innen sicherzustellen, müsse eine ausreichende Anzahl an Personal, Rettungsfahrzeugen sowie genügend Kapazitäten in den umliegenden Notaufnahmen zur Verfügung gestellt werden. Eine belastbare Übergangslösung müsse gefunden werden.
„Als Grevenbroicher Grüne sind wir uns der Notwendigkeit der schmerzhaften Änderungen in der Krankenhaus-Versorgungsstruktur des Kreises bewusst. Diese sind leider zum Erhalt des Klinikstandorts in öffentlicher Trägerschaft unumgänglich“, sagt Renate Steiner, Co-Vorsitzende der Grünen in Grevenbroich. „Angesichts der jetzt auch noch angekündigten Schließung der kassenärztlichen Notfallpraxis muss die Geschäftsführung des Rheinland-Klinikums Verantwortung übernehmen und hierauf reagieren. Wir benötigen Konzepte, die eine ärztliche Versorgung in Grevenbroich auch in Randstunden und am Wochenende sicherstellt. Landesgesundheitsminister Laumann sollte genau hinschauen und überlegen, ob er derartigen Schnellschüssen mit hohen Risiken für die Grevenbroicher Bevölkerung zustimmt.“
Kurzfristig kann ein Klinik-Neubau auch keine Lösung zum konkreten Problem sein, langfristig – mit einem Entwicklungszeitraum von vielen Jahren – sieht die Sache anders aus. Peter Gehrmann, auch Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat, stellt dazu fest: „Die Schwierigkeiten der einzelnen Standorte sind in der erforderlichen Schnelligkeit nur durch eine Restrukturierung in den Griff zu bekommen. Aber im Rahmen einer langfristigen Planung muss meiner Meinung durch den Rhein-Kreis Neuss eine Machbarkeitsstudie für einen Neubau an zentraler Stelle beauftragt werden – und dies auch im Hinblick auf mögliche Fördermaßnahmen zur Verbesserung der kommunalen Infrastruktur.“