RB 39: Situation schlimmer als behauptet

Grevenbroich, 20. August 2024. Schon länger haben die Grevenbroicher Grünen Zweifel, dass der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, der den Linienbetreiber VIAS beauftragt, aber auch dessen Leistung zu kontrollieren hat, ein klares Bild von den tatsächlichen Zuständen auf der Strecke besitzt. Jetzt erhärten von Dritten zur Verfügung gestellte Verkehrsdaten diesen Verdacht massiv. Demnach kam es an besonders kritischen Tagen zu elf bzw. sogar fünfzehn Zugausfällen. Der VRR hatte aber auch in Bezug auf diese Tage bislang behauptet, es seien „wenn überhaupt, nur einzelne Fahrten ausgefallen“. „Entweder weiß man beim VRR wirklich nicht, was los ist, oder Missstände werden bewusst heruntergespielt; eine andere Erklärung fällt mir gerade nicht ein“, so Detlef Flintz, Sprecher der Grevenbroicher Grünen. Seit Monaten erhalten die Grünen Beschwerden von schwer gefrusteten Fahrgästen über nicht angekündigte Ausfälle auf der Linie RB 39 – trotz eines bereits bestehenden Notfahrplanes. In erster Linie ist das Verkehrsunternehmen VIAS der Adressat, aber Einige verlangen auch, der VRR müsse seine Aufgabe ernster nehmen und den Druck auf den Betreiber erhöhen. „Das setzt aber voraus, dass man weiß, was auf der Strecke los ist. Nur dann kann der VRR das Unternehmen für Nichtleistung auch zur Kasse bitten“, erklärt Parteisprecher Detlef Flintz. Die Grünen hatten deswegen den VRR aufgefordert, seinen Kenntnisstand über Zugausfälle öffentlich zu machen, auch um etwa Fahrgästen die Gelegenheit zu geben, weitere Ausfälle zu melden.
Obwohl die Grünen mehrfach Zweifel geäußert hatten, dass der Verbund ein umfassendes Bild von den Zugausfällen – und von verpassten Anschlüssen in bzw. aus Richtung Düsseldorf – besitzt, hatte dieser das Ansinnen nach mehr Transparenz jedoch abgelehnt. Den Grünen liegt deshalb auch nur eine Aussage des VRR für den Zeitraum April bis Mitte Mai 2024 vor. Da die Strecke davon fast den ganzen April über bis zum 5. Mai ohnehin gesperrt war, hat die Partei den Fokus auf die zwei Wochen danach gelegt mit dem Ziel, die tatsächlichen Zugausfälle herauszufinden. Dabei ist man schließlich auf den App-Betreiber „Wahrscheinlich ankommen“ gestoßen. Die Datensätze, die die App verwendet, basieren auf realen Zugfahrten – oder eben Ausfällen. Dafür greifen die App-Betreiber auf Informationen des Netzbetreibers Deutsche Bahn zu, in der tatsächliche Verkehrsströme erfasst sind, auch um den Fahrbetrieb zu gewährleisten. Ergebnis: Die meisten Ausfälle am 6. und 14. Mai, aber auch zahlreiche weitere an anderen Tagen.
Da der VRR seitdem keine weiteren Informationen herausgibt, mussten die Grevenbroicher Grünen den Glaubwürdigkeitscheck auf besagten Zeitraum im Mai beschränken. „Ich denke aber, das tut der Sache in punkto Bedeutung keinen Abbruch“, so Flintz“: „Sage und schreibe 15 Ausfälle beziehungsweise elf an nur zwei Tagen, von denen der VRR angeblich nichts weiß, werfen massiv die Frage auf, ob es beim VRR in Gelsenkirchen noch mit rechten Dingen zugeht.“ Damit die Geheimniskrämerei wenigstens künftig ein Ende hat, haben die Grünen jetzt VRR-Chef Oliver Wittke eingeschaltet. Er soll dafür sorgen, dass wenigstens Klarheit über die Zustände auf der Strecke herrscht. „Natürlich kann man damit kein Personal – meist die Ursache für Ausfälle – herbeizaubern. Aber es wäre ein wichtiges Signal, dass man die Lage der Fahrgäste im Blick hat und dem Betreiber VIAS nichts mehr durchgehen lässt. Außerdem entfalten Bußgelder ja manchmal doch eine wundersame Wirkung“, so Flintz. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer („Bündnis 90 / Die Grünen“) wurde über das Schreiben an den VRR-Vorstandssprecher in Kenntnis gesetzt.