DAFÜR SIND WIR HIER: Wahlprogramm 2025 für Grevenbroich

Wir GRÜNE haben eine klare Vorstellung für ein lebenswertes Grevenbroich von morgen. Die Welt verändert sich – und wir müssen jetzt handeln, um unsere Lebensqualität zu erhalten. Der vorgezogene Kohleausstieg hat den Strukturwandel beschleunigt.

Dies erfordert kluges Handeln und vorausschauende Weichenstellungen, damit unsere Stadt für die Zukunft gerüstet ist.
Wir stehen vor großen Herausforderungen: Der Ausbau erneuerbarer Energien muss schneller vorangetrieben werden, damit bezahlbare, grüne Energie zur Verfügung steht. Wir müssen Grevenbroich an die Klimaveränderungen anpassen, denn schon jetzt spüren wir heißere Sommer und zunehmende Extremwetterlagen. Familien brauchen vernetzte Mobilitätskonzepte, gute Kitas und moderne Quartierskonzepte.

Gleichzeitig bieten sich enorme Chancen: Durch die erfolgreiche Nachnutzung des Kraftwerks Frimmersdorf mit IT NRW als Ankermieter kann Grevenbroich zu einer digitalen Boom-Region werden und zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen.

Demokratie ist das Fundament unseres Zusammenlebens – und sie beginnt in der Kommune. Eine lebendige Demokratie braucht das Engagement aller Bürgerinnen und Bürger. Unsere Gesellschaft wird umso reicher, je mehr unterschiedliche Perspektiven eingebracht werden. Daher laden wir alle ein mitzugestalten – bei uns oder in anderen demokratischen Gremien.

Die Zukunft von Grevenbroich bauen wir gemeinsam. Dafür sind wir hier.

Das wollen wir erreichen:

Eigenständigkeit sichern mit soliden Finanzen

Die Handlungsspielräume unserer Stadt sind durch die Haushaltslage begrenzt. Teure „Kirchturmprojekte“ als Wahlkampfgeschenke verbieten sich mit Blick auf eine verantwortungsvolle Finanzplanung. Da Finanzmittel nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen, müssen wir Prioritäten setzen: Eine gute Infrastruktur für Familien, verlässliche Betreuung, attraktive Angebote für Kinder und Jugendliche sowie eine hochwertige Bildung stehen für uns an erster Stelle.
Am Klimaschutz darf nicht gespart werden. Der Verzicht auf energetische Sanierungen führt langfristig zu nicht tragbaren laufenden Kosten. Der Ausbau erneuerbarer Energien senkt Stromkosten und ermöglicht zusätzliche Einnahmen. Wir wollen nicht wieder in die Haushaltssicherung rutschen, deshalb setzen wir uns ein für:

  • Eine zukunftsorientierte und nachhaltige Gestaltung des städtischen Haushalts unter Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Aspekte
  • Ein effektives Fördermanagement, um zusätzliche finanzielle Mittel für die Stadt zu erschließen
  • Konsequente Digitalisierung zur Modernisierung der Verwaltungsstrukturen und Kostensenkung
  • Zügige Verringerung angemieteter Büroflächen und Förderung moderner Arbeitsformen wie Home-Office
  • Kürzere Genehmigungsprozesse für Wirtschaftsansiedlungen und damit verbundene höhere Gewerbesteuereinnahme

Starkes Miteinander

Vor Ort bringen sich die Menschen ein und gestalten ihre Heimat mit. Hier werden Demokratie und Teilhabe unmittelbar erlebt und gelebt. Wir stärken das Ehrenamt, unterstützen die Vereine und fördern Integration. Wir nehmen Menschen, die zu uns fliehen müssen, gastfreundlich auf und kämpfen dafür, dass alle Menschen ihren Platz in unserer Gesellschaft finden. Für mehr Miteinander setzen wir uns ein für:

  • Eine jährliche „Dankeschön-Woche“ zur Würdigung von Ehrenamtlichen mit attraktivem Rahmenprogramm
  • Ein digitales Buchungsportal für kostengünstige öffentliche Versammlungsräume
    Regelmäßige Bürger- und Jugendsprechstunden im Rat
  • Gründung eines Jugendbeirates mit beratender Stimme in allen Ausschüssen
  • Ausbau der Barrierefreiheit für umfassende Teilhabe am städtischen Leben
  • Gleichberechtigte Mittelverteilung und städtisches Engagement in allen Stadtteilen statt überholter Kirchturmpolitik

Verlässliche Kinderbetreuung und Bildung

Damit jedes Kind mit gleichen Chancen ins Leben startet, brauchen wir gute Kitas und moderne Schulen. Nur mit ausreichend Kitaplätzen und qualitativ hochwertigen Angeboten bleibt Grevenbroich ein attraktiver Wohnort für Familien. Wir sorgen für Chancengerechtigkeit durch frühkindliche Bildung und erleichtern Eltern, insbesondere Frauen, den (Wieder-)Einstieg in den Beruf.
Unsere Schulen müssen so modernisiert und ausgestattet werden, dass sie den Bedürfnissen aller Schülerinnen und Schüler gerecht werden. Marode Schulgebäude und veraltete Infrastruktur dürfen wir nicht hinnehmen. Wir setzen uns ein für:

  • Attraktive Arbeitsbedingungen in städtischen Kitas, einschließlich günstigen Wohnraums für Erzieher:innen in Ausbildung
  • Kostenerstattung, wenn vereinbarte Leistungen in der städtischen Kinderbetreuung nicht erbracht werden können
  • Ausreichende digitale Ausstattung unserer Kitas zur Vermittlung von Medienkompetenzen
    Gezielten OGS-Ausbau zur Entlastung von Familien und Verbesserung der Bildungschancen
  • Prioritäre Investitionen in Schulgebäude
  • Mehr inklusive Angebote an unseren Schulen mit besonderem Augenmerk auf deren Qualität
  • Bessere Unterstützung für Familien mit Kindern mit besonderen Förderbedarfen

Wohnen für Alle

Wohnen ist Menschenrecht und muss bezahlbar bleiben. Wir fördern gemeinwohlorientiertes Bauen, Baugenossenschaften und innovative Wohnformen. Vorrang hat die Nutzung von Baulücken und die Neunutzung leerstehender Objekte statt der Ausweisung von Neubaugebieten in Ortsrandlagen. So schaffen wir schneller zusätzlichen Wohnraum ohne aufwändige Bebauungspläne und teure Infrastrukturinvestitionen.
Klimaangepasstes Bauen, energetische Gebäudesanierungen und der Einsatz nachhaltig hergestellter Baustoffe sind für uns zentral. Wir setzen uns ein für:

  • Mehr seniorengerechte Wohnungen für ältere Menschen, die sich räumlich verkleinern möchten, aber weiterhin selbstbestimmt leben wollen
  • Innovative Wohnkonzepte wie Mehrgenerationenhäuser, Senioren-WGs oder inklusive WGs, die den sozialen Zusammenhalt fördern
  • Bessere Förderung für den Ausbau von Souterrain- oder Dachwohnungen
  • Schnelle Verlegung des Schützenplatzes in der Innenstadt für zentrumsnahen, nachhaltigen Wohnungsbau im Rahmen des Stadtentwicklungsprojekts Flutgraben (ISEK)
  • Barrierefreie Planung aller neuen Wohnprojekte von Grund auf

Vitale Wirtschaft

Der Kohleausstieg im Rheinischen Revier stellt Grevenbroich vor besondere Herausforderungen, eröffnet aber auch neue Chancen durch die beschleunigte Digitalisierung. Nur eine starke Wirtschaft schafft klimaneutralen Wohlstand und gut bezahlte Arbeitsplätze. Wir bekennen uns zum Industriestandort Grevenbroich und wollen die frei werdenden Kraftwerksflächen sinnvoll entwickeln. Wir setzen uns ein für:

  • Einen „Masterplan Rechenzentren“ zur koordinierten Ansiedlung moderner IT-Infrastruktur unter Berücksichtigung von Energieeffizienz, Abwärmenutzung und Klimaneutralität
  • Bereitstellung von Gewerbeflächen speziell für nachhaltig wirtschaftende mittelständische Unternehmen statt Logistik-Firmen
  • Nutzung bisher ungenutzter Prozesswärme in einem Fernwärmenetz zur Effizienzsteigerung und CO₂-Reduzierung
  • Verlagerung von Zuständigkeiten im Strukturwandel vom Kreis zu den Städten und Gemeinden für eine bürgernähere Wirtschaftspolitik

Freiheit braucht Sicherheit

Sicherheit ist die Grundlage für eine freie Gesellschaft. Wir tragen Verantwortung dafür, dass sich die Menschen in unserer Stadt sicher fühlen und sich frei bewegen können. Wir setzen auf einen ausgewogenen Ansatz, der Prävention, Bürgerbeteiligung, die Wahrung von Freiheitsrechten und konsequentes Handeln der Behörden verbindet. Wir setzen uns ein für:

  • Verbesserte Beleuchtung in öffentlichen Räumen mit energiesparenden LED-Leuchten nach vorheriger Bestandsanalyse
  • Unterstützung bestehender Nachbarschaftsinitiativen und Förderung neuer Initiativen für mehr sozialen Zusammenhalt
  • Maßvolle Videoüberwachung an neuralgischen Punkten unter Wahrung der Privatsphäre
  • Böllerverbot im Privatbereich in Unterstützung der Forderung der Polizeigewerkschaft

Für eine gute medizinische Versorgung

Die Schließung der Notaufnahme im Rheinland-Klinikum in Grevenbroich wirft ernsthafte Fragen zur medizinischen Versorgungssicherheit auf. Wir sehen mit Besorgnis, dass die verlängerten Anfahrtswege das lokale Rettungswesen überlasten. Die Sicherstellung einer guten Akutversorgung muss oberste Priorität haben. Wir setzen uns ein für:

  • Unterstützung der Weiterentwicklung des Elisabeth-Krankenhauses zur Fachklinik für Geriatrie bei gleichwertiger Versorgung
  • Verbesserte ÖPNV-Anbindungen zu umliegenden Krankenhäusern
  • Personelle und fahrzeugtechnische Verstärkung des Rettungsdienstes
  • Optimierung der Rettungswege, damit aus allen Stadtteilen eine Notfall-Ambulanz innerhalb von 20 Minuten erreicht werden kann
  • Ausreichende Kapazitäten zur Erstversorgung in den umliegenden Notfall-Ambulanzen

Mobilität mit Zukunft

Mobilität ist ein Grundbedürfnis aller Menschen – unabhängig von Alter, finanziellen Möglichkeiten oder körperlichen Einschränkungen. Wir stellen jetzt die Weichen für eine umweltfreundliche Verkehrsinfrastruktur, die Lebensqualität sichert und zum Klimaschutz beiträgt.
Mit unserem Konzept schaffen wir einen leisen, konfliktfreien Straßenraum und attraktivere öffentliche Plätze. Davon profitieren alle: die Umwelt, unsere Gesundheit und die lokale Wirtschaft. Unsere konkreten Maßnahmen:

  • Einrichtung einer Fahrradstraße vom Bahnhof bis zum Turmkater an der Sparkasse
  • Vollständige Umstellung des städtischen Fuhrparks auf klimaneutrale Mobilität
  • Einbindung Grevenbroichs in das Radvorrang-Netz NRW
  • Gründung einer Stadtbus-Gesellschaft mit emissionsarmen Fahrzeugen und zeitgemäßer Linienführung
  • Konsequente Umsetzung der Lärmschutzmaßnahmen aus dem Lärmaktionsplan
  • Ausbau des S-Bahn-Drehkreuzes Grevenbroich als wichtiger Bestandteil des Strukturwandels
  • Installation von Fahrradboxen an allen Bahnhöfen im Stadtgebiet
  • Wiedereröffnung der Radstation am Bahnhof mit erweiterten Angeboten
  • Nachhaltige Anbindung von Gewerbe- und Industriegebieten an verschiedene Verkehrssysteme, einschließlich Schiene
  • Endgültige Absage an die Ortsumgehung Kapellen durch Landschaftsschutzgebiete (L361n) – stattdessen Entlastung durch Lkw-Durchfahrverbot und Geschwindigkeitsbegrenzungen
  • Erfassung und Verbesserung wetterfester Wege für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen

Mehr grüne Orte, mehr Klima-, Arten- und Naturschutz

Die Klimakrise ist bereits spürbar. Heiße Sommer belasten die Gesundheit, besonders von älteren Menschen. Wir brauchen einen Mix aus kurz- und langfristigen Maßnahmen:

  • Verbesserung des Stadtklimas durch umfassende Begrünungsmaßnahmen
  • Erweiterung des Naturschutzgebiets „Schwarze Brücke“
  • Naturnahe Gestaltung der Erftauen
  • Nachtfahrverbot für Mähroboter zum Schutz der Igel
  • Verstärkter Ausbau der Photovoltaik auf städtischen Gebäuden
  • Konsequente energetische Sanierung städtischer Liegenschaften
  • Zeitnahe Umsetzung des beschlossenen Klimaschutz-Konzeptes
  • Förderung der lokalen Energiewende durch Bürgerbeteiligung, z.B. durch Unterstützung lokaler Energiegenossenschaften
  • Bestandsanalyse zur „Lichtverschmutzung“ mit dem Ziel, diese durch Digitalisierung oder Bewegungsmelder zu reduzieren

Lebensgrundlage Wasser

Nach dem Ende des Tagebaus steht das Rheinische Revier vor drei großen Herausforderungen: Sicherung sauberen Trinkwassers, Befüllung der Tagebau-Restlöcher und Versorgung von Feuchtgebieten mit sauberem Grundwasser.
Die Trinkwasserversorgung Grevenbroichs muss grundlegend neu organisiert werden. Das lokale Grundwasser ist mit Sulfaten verseucht und für Jahrhunderte als Trinkwasser unbrauchbar. Auch die heutigen Trinkwasserbrunnen in den Tagebaurandlagen werden in den kommenden Jahrzehnten durch steigende Sulfat-Konzentrationen unbrauchbar.
Wir setzen uns auf allen politischen Ebenen ein für:

  • RWE muss für die Mehrkosten der Ersatzversorgung mit Trinkwasser aufkommen – ohne Mehrbelastungen für die Bürger:innen
  • Größere Transparenz bei Verhandlungen zwischen RWE und dem Wasserversorger NEW
  • Strenge, transparente Qualitätskontrollen für das in die Tagebau-Restseen eingeleitete Rheinwasser durch unabhängige Labore
  • Umfassendes Schadstoff-Monitoring der Erft
  • Erhalt des Gillbachs, der durch die Einstellung der Sümpfungsmaßnahmen an Wasser verlieren wird

Schutz vor lokalem Extremwetter

Hochwassersituationen durch Starkregen und Dürrephasen nehmen zu. Der Schutz unserer Böden vor Versiegelung und die Entsiegelung bereits versiegelter Flächen sind zentral. Dadurch reduzieren wir das Hochwasserrisiko, schaffen natürliche Wasserspeicher für Trockenperioden und erhalten Lebensräume für die Artenvielfalt:

  • Besonderer Fokus auf Versickerung und Rückhaltung von Niederschlagswasser im Wohnungsbestand zur Wiederherstellung natürlicher Wasserkreisläufe
  • Systematische Überprüfung versiegelter Flächen im Rahmen einer Entsiegelungsinitiative
  • Striktes Bebauungsverbot für Retentionsflächen zum Erhalt natürlicher Überschwemmungsgebiete
  • Konsequente Anwendung des Handlungsprogramms „Nachhaltige Stadtplanung“ auch für städtische Neubauten

Mehr Anreize für Sport und Bewegung

Sport und Bewegung fördern Gesundheit, Persönlichkeitsentwicklung und sozialen Zusammenhalt. Wir schaffen die Rahmenbedingungen für Bewegung im Alltag und gute, bezahlbare Sportinfrastrukturen:

  • Schwimmunterricht für alle Kinder in Grevenbroich – Identifikation und Priorisierung von Ressourcen
  • Entwicklung eines Konzepts für mehr Bewegung in Kindergärten
  • Nachhaltige Sanierung des Schlossstadions mit Nutzung der Dachfläche für Photovoltaik
  • Einrichtung eines Calisthenics-Parks im Areal um Schlossbad und -Stadion
  • Einführung eines bezahlbaren Sommertickets für Schüler:innen für das Schlossbad
  • Öffnung öffentlicher Sportplätze und Schulhöfe am Nachmittag für den Freizeitsport

Kultur ist für alle da

Kultur bietet geistige Anregung, Zeitvertreib, gesellschaftliche Auseinandersetzung und interkulturellen Austausch. Grevenbroich verfügt über ein breites Kulturangebot – wir wollen es noch bekannter machen und sein Potenzial voll ausschöpfen. Unser Kultur-Kompass für Grevenbroich umfasst:

  • Evaluation der Kulturangebote mit Analyse der erreichten Zielgruppen
  • Entwicklung neuer Kulturangebote für bisher nicht berücksichtigte Zielgruppen unter Einbindung ihrer Bedürfnisse
  • Förderung von Kulturangeboten, die von Grevenbroicher:innen selbst gestaltet werden
  • Einrichtung eines Bildungscampus für die VHS unter Einbeziehung der Stadtbücherei als Lern- und Aufenthaltsort mit guter ÖPNV-Anbindung
  • Erweiterung des digitalen Veranstaltungskalenders mit digitaler Stadtkarte und Filtermöglichkeiten nach Stadtteilen